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Bismarck: Wie ihn die Völlerei ruinierte

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 6. April 2014

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Das vorstehende Bild aus dem Kriegsjahr 1870, das vom späteren Reichskanzler Otto von Bismarck mehr als Kopf und Brust zeigt, ist eines der wenigen, die erkennen lassen, was für ein körperlicher Koloss dieser Mann war. Bismarck legte nämlich immer großen Wert darauf, günstig abgebildet zu werden. In seinen schlimmsten Zeiten wog Bismarck 142 Kilogramm, was unter Berücksichtigung seiner ziemlichen Größevon 1,90 Metern eine schwere Fettsucht (Adipositas II, obere Grenze) anzeigt.

Sein späterer Nachfolger im Kanzleramt, Helut Kohl, dersogar noch 3 Zentimeter größer ist als Buismarck es war, konnte persönlich weniger kontrollieren, welche Bilder von ihm in die Öffentlichkeit kamen. Ohne Frage ist er aber ebenso verfettet wie seinerzeit Bismarck und heute der Bundesminister für besondere Aufgaben Peter Altmaier.

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Wie sich  schwergewichtige heutige Politiker ernähren, auch Kanzlerin Merkel und ihr derzeitiger Vizekanzler Sigmar Gabriel, ist kaum bekannt. Da gilt die Privatspäre. Aber wie sich der deutsche Politiker Bismarck ernährte, der mehr als jeder andere in Deutschland und Europa die Politik des 19. Jahrhunderts bestimmt hat, ist bis ins Detail überliefert. In seinem Falle  ist auch nachzuvollziehen, wie seine Fettsucht ihm sein ganzes Leben verleidetete und wie es sein politisches Handeln zum Schaden für die deutsche Geschichte nachteilig  beeinflusste.

Rein körperlich gesehen war er  nach dem Ende seiner lebhaften Sturm- und Drangzeit bald ständig krank, bis seine Leibesfülle und sein Gewicht regelrecht explodierten. Er war chronisch krank, litt unter dem heute so genannten Metabolischen Syndrom von Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes II und Herz- und Kreislaufbeschwerden,  Rheuma, Venenentzündungen, Verdauungsstörungen, Hämorrhoiden und schwerer Schlaflosigkeit. Bismarcks Leidensgeshichte erinner sehr an die Prüfungen, die gemäß der Bibel der Herr seinem gottesfürchtigen Diener Hiob unablässig  auferlegte.

Man kann Bismarck allerdings keine besondere Gottesfürchtigkeit nachsagen. Es war seiner Karriere aber sein Leben lang sehr dienlich, die fromme Joahnna von Puttkamer aus einflussreichem pietisitischen Hause geheiratet zu haben. So kam er aus einfachen Adelkreisen heraus in seine fürstlichen Würden, als er sich immer wieder dem Prueßenkönig andiente und von ihm in den diplomatischen Dienst aufgenommen wurde.

In Krisensituationen verfiel Bismarck in tiefe Depressionen, zu denen sich später sehr schmezhafte Störungen des Geischtsnerven (Trigeminus) gesellten. Dabei ist offen, ob die Krisen die psychische Störung hervorriefen oder die Depressionen die Verarbeitung der Krise erschwerten.  Typisch war seine Trauerreaktion auf den Tod seiner Deutschen Dogge „Sultan“, als monatelang in seinem Haus nicht mehr laut gesprochen werden durfte.

Bismarck aß nicht, er fraß. Wenn seine Regierungsgeschäfte es erlaubten, schlief er morgens bis 10.00 Uhr. Das brauchte er aber auch dringend, weil er sich morgens schon nach dem Aufstehen mit mächtigen Speisen wie u.a. Schweinebraten vollstopfte. Schon morgens trank er Alkohol, so wie es ihm in den Sinn kam. Den ganzen Tag über machte er mit dem Essen und Trinken  nie eine Pause. An Alkohol war er so sehr gewöhnt, dass er in keinen Rausch mehr kam, gleich wieviel er trank. Zu allem Überfluss wurde er noch morphiumsüchtig. Wie bei den Honoratioren damals allgemein üblich, paffte er tagsüber ohne Pause seine dicken Zigarren.

Dieser Mann ist der Gründer Deutschlands, aber nicht als eines demokratischen Rechtsstaats, sondern als eines Fürstenbundes. Das klingt widersprüchlich. Es ist aber so, dass es ohne sein endloses  Geschachere um die Macht in Europa und ohne die von ihm angezettelten Kriege möglicherweise die alten feudalen Strukturenheute noch gäbe. Dabei war er ein erbitterter Feind der Demokratiebewegung. 1848 wollte er gar die Bauern auf seinen Gütern rekrutieren und persönlich in den Krieg ziehen gegen die Demokraten. Er wurde zum Gründer des Deutschen Reiches als einer Veranstaltung der herrschenden Fürsten. Dass daraus ein Nationalstaat  und vorübergehend sogar ein Einheitsstaat wurde, war ein Nebeneffekt. Bismarck ging es nämlich nur um die Macht der preussischen Monarchie, die auch den katholischen Süden dominieren sollte sollte.

Um diese Ziele zu verwirklichen, zog Bismarck zusammen mit dem habsburgischen Kaiser gegen Dänemark in den Krieg, an desen Ende Preussen Schleswig-Holstein annektierte und Hannover kassierte. Bald darauf drehte er den Spieß um schlug das von Sachsen unterstützte  Östereich in der verlustreichen Schlacht von Königgrätz. Um Österreich nicht in eine Notallianz mit dem mächtigen Frankreich zu treiben, ließe er sich von seinem Umfeld zu relativer Milde überreden, so dass Österreich außer der Abgabe Venetiens an Italien keine Landverluste hinnehmen musste. Osterreich musste aber der Bildung des Norddeutschen Bundes unter preußische Führung zustimmen, was wiederum in Frankreich die Sorge vor einem starken deutschen Nationalstaat schürte. U.a.durch die Fälschung der Emser Depesche durch Bismarck persönlich brachte er den deutschen Kaiser und Napoleon III. von Frankreich in Kriegsstimmung und sorgte für den Ausbruch des Deutsch-Französichen Krieges, der 1870 in der Schlacht von Sedan mit der Niederlage Frankreichs endete.  Gegen den Feind von außen machten auch die süddeutshen Länder an Preußens Seite mit.

Gegenüber Frankreich ließ Bismarck sich nach Sedan zu keiner Milde bewegen. Bismarck nahm sich Elsaß-Lothringen. Damit und mit weit überzogenen Reparationsforderungen machte er erst Frankreich zu dem Erzfeind, der dann am Ende der I. Weltkrieges in Versailles auch kein Pardon zeigte – und den Wunsch nach deutscher Rache weckte, den der nächste Monomane im Kanzlerstuhl nach Bismarck, Adolf Hitler, dann vorübergehend zufrieden stellte. Die Fernwirkungen  erfahren wir heute, fast 70 Jahre nach dem Ende des dann ebenfalls verlorenen II. Weltkrieges immer noch, weil uns gegen Sinn und Verstand weiterhin die volle Souveränität vorenthalten  wird.

Der gefräßige Hasardeur Bismarck hat zwar nach Sedan die Chance für die sog. kleindeutsche Lösung genutzt, einen deutschen Staat, das Deutsche Reich, aus allen deutschen Fürstentümern ohne die österreichischen Habsburger, zu gründen, was 1871 gelang. Bis zur Revolution von 1919, als endlich der deutsche Monarch seine Herrschaft aufgegeben musste, behinderte Bismarck persönlich die fällige demokratische Entwicklung in Deutschland.  Der gelernte Jurist scherte sich jahrelang nicht einmal um die Verfassung. Als sich die Mehrheit im Reichstag nicht seinen Vorstellugen fügen wollte, löste er per Statsstreich den Reichstag auf und herrschte ohne Parlament und ohne Etat.

Als Bismarck durch seine Völlerei schon so krank geworden war, dass er kaum noch handlungsfähig war, stellte er sich sogar gegen seinen Monarchen, der Bismarcks Sozialistengesetze aufheben wollte. Nur mit einem Kraftakt gelang es Wilhelm II., im Jahre 1890, den Egozentriker aus dem Kanzleramt zu entfernen. Die letzten Jahre bis zum Tod 1898 nutzte Bismarck, dan seinem Geschichtsbild zu feilen, wobei er bedenkenlos in seinen Memoiren vielfach die Tatsachen verfälschte. Da drängen sich doch Parallelen zum „Fall Kohl“ auf.

Von vielen „rechten“ Deutschen wird Bismarck auch heute noch als Held gefeiert, die meisten Historiker sehen in ihm aber den Dämon, der er wirklich war. Seine Anhänger verweisen darauf, dass er das deutsche Kranken- und Unfallversicherungswesen begründet hat. Das jedenfalls bleibt an Positivem.

Was wäre wohl aus Bismarck und Deutschland geworden, wenn er sich vernünftig ernährt gehabt hätte?